Paul Pietsch, Verlagsgründer der Motor Presse Stuttgart und Rennfahrer der Silberpfeil-Ära, beging am 20. Juni seinen 100. Geburtstag. Im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart ehrten 250 Freunde, langjährige Mitarbeiter sowie namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik den Jubilar mit einem Festakt.
Beifall brandete auf, als Tochter Dr. Patricia Scholten und Sohn Peter-Paul Pietsch ihren Vater Paul Pietsch in den Saal geleiteten. Dann erhoben sich alle Gäste und der anfängliche Applaus verwandelte sich in minutenlange standing ovations für den sichtlich gerührten Jubilar. Prof. Dr. Hubert Burda, Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), fasste die Stimmung des Festaktes treffend zusammen: „Es herrschten Vibrationen im Saal, Anerkennung und Sympathie. Da war nichts geheuchelt, kein falscher Ton.“
Dr. Friedrich Wehrle, Geschäftsführer der Motor Presse Stuttgart, wies in seiner Begrüßung auf die Gelassenheit und Standfestigkeit des Verlegers Paul Pietsch hin. Er habe als faszinierende und vielschichtige Persönlichkeit für viele Menschen eine Vorbildfunktion eingenommen und die Motor Presse in über sechs Jahrzehnten zu dem erfolgreichen Verlagshaus geformt. Man werde seinen unverzagten und wagemutigen Unternehmergeist fortführen und sowohl im Bereich der neuen Medien als auch im Printsektor weiterhin investieren und gestalten, um mit starken Marken für die Zukunft gerüstet zu sein.
Dr. Nils Schmid, Minister für Finanzen und Wirtschaft sowie stellvertretender Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, legte den Fokus seiner Rede auf den leidenschaftlichen Rennfahrer mit Benzin im Blut, der trotz Rückschlägen mit unerschütterlichem Glauben seine Vision eines Verlages verwirklichte. Gleichzeitig bekräftigte der Minister die Absicht der Regierung, Baden-Württemberg als Heimatland des Automobils auch zukünftig in seiner Vorreiterrolle bei alternativen Antrieben und neuen Mobilitätskonzepten zu unterstützen. „Eines ist klar: Baden-Württemberg ist seit 125 Jahren das Autoland und wird auch in Zukunft das Autoland bleiben.“
Für die Gesellschafterversammlung der Motor Presse Stuttgart hielt deren Vorsitzender Dr. Bernd Buchholz, Vorstandsvorsitzender der Gruner & Jahr AG, die Laudatio. Der Dreiklang seines Lebens, nämlich Mut, Leidenschaft und Konsequenz, sei das Credo für die Gesellschafter und zugleich ein Auftrag an die jüngere Generation, den es zu erfüllen gelte. „Wir feiern den Mann, der seine Leidenschaft für den Automobilsport und für das Auto selbst nicht nur als Rennfahrer auslebte, sondern der auch in der Lage war, diese Faszination und die Leidenschaft in journalistische Inhalte zu packen und so für andere erlebbar zu machen.“
Paul Pietsch wurde dann von Prof. Ferdinand K. Piëch, Aufsichtsratsvorsitzender der VW AG, Prof. Dr. Hubert Burda, Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, und Peter-Paul Pietsch, Mitglied der Geschäftsführung der Motor Presse Stuttgart, in drei Bereichen porträtiert: Als Automann und Rennfahrer, als Verleger, als Familienmensch und Lebenskünstler. „Die Erfolge von Paul Pietsch in einer einzigen, möglichst konzentrierten Laudatio zu würdigen ist schwerlich möglich“, sagte Piëch. „Seine Liebe galt allerdings immer den Italienern: Für und mit den Marken Alfa und Maserati hat er Rennsportgeschichte geschrieben.“
VDZ-Präsident Burda hob humorvoll die Bescheidenheit des gebürtigen Freiburgers Paul Pietsch hervor. Das sei eine Eigenschaft der Badener, was sich schon in der Sprache zeige: Statt Heft sage man Heftle, statt Blatt Blättle. „Großes vollbringen und bescheiden dabei bleiben“ – kaum einer verkörpere diesen Grundsatz so wie Paul Pietsch.
Peter-Paul Pietsch, Sohn des Verlagsgründers, vermittelte schließlich einen Einblick in das private Leben des Familienvaters Paul Pietsch, der sein Arbeitspensum perfekt im Griff hatte und ab Freitagnachmittag für die Familie da war. „Ein grundlegender Optimismus zeichnet meinen Vater aus, ohne dabei jemals die Grenze zur Naivität zu überschreiten.“